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Lustig sein ist nicht schwer, Kabarett hingegen sehr. Wir haben zwölf Tipps für Kirchenkabarettisten zusammengetragen.

  1. Kabarett wird aus Ärger geboren.
    Zustände oder Personen, die wütend machen oder lachhaft sind, werden aufgespießt. Wer sich über nichts ärgert, sollte die Finger vom Kabarett lassen.

  2. Kabarett zielt auf Veränderung.
    Die Leute im Saal sollen spüren, was die Kabarettisten aufs Korn nehmen und wofür sie sich engagieren. Dadurch unterscheidet sich Kabarett von der bloßen Unterhaltung.

  3. Es muß etwas zum Lachen geben.
    Witze, Komik und Gags transportieren eine Botschaft, die mehr bewirkt als direkte Konfrontation. Auch beim Lachen zeigt man die Zähne.

  4. Kabarett lebt von der Karikatur.
    Kräftige Übertreibung, komische Zuspitzung und überraschende Verfremdung sind die Stilmittel des Kabaretts.

  5. Kabarett darf sich nicht fürchten.
    Ein Kirchenkabarett soll selbst darauf achten, die Würde des Menschen und den Respekt vor dem Heiligen nicht zu verletzten. Alle Versuche einer Zensur von außen aber sind tabu.

  6. Kabarett braucht Aktualität.
    Immer wieder ist zu überprüfen, ob Texte und Szenen noch aktuell sind. Das gilt nicht nur für den Lauf der Jahre, sondern auch für das jeweilige Publikum.

  7. Kabarett plant Spontaneität ein.
    Jede Aufführung wird vom Publikum mitgestaltet. Dafür soll Spielraum einkalkuliert werden. Umgekehrt muß man damit rechnen, daß in einer flotten Vorstellung mehr als die Hälfte der Pointen verlorengeht.

  8. Kabarett benötigt einen Spannungsbogen.
    Eisbrecher und Nummern mit bissigem Ernst wechseln sich ab. Paradestücke gehören an den Schluss. Pausen sollen vermieden werden; wenn sie unumgänglich sind, braucht der Wiedereinstieg viel Kraft.

  9. Die großen Pointen müssen genau »sitzen«.
    Das Kernwort einer Pointe gehört an das Satzende. Es darf nicht im Gelächter untergehen. Mimische Nachhilfe ist zuweilen erlaubt.

  10. Zwischenmusik und Bühnenbild sind wichtig.
    Der rasche Wechsel zwischen Chansons und Dialogen, Couplets und Szenen, Chören und Solovorträgen macht das Programm kurzweilig. Aber erst die Varianten des Bühnenbilds und der Zwischenmusik machen eine Vorstellung interessant.

  11. Die besten Texte entstehen in der Gruppe.
    Die offene Kritik aller Stücke durch die ganze Gruppe ist hart, schützt aber vor der Blamage. Alle tragen ihre Einfälle bei; alle stehen zuletzt hinter dem Programm. Schon beim Schreiben sollte allerdings klar sein, wer die Rolle dann spielen kann.

  12. Kabarett kann nur angreifen, was es liebt.
    Kabarettisten müssen glaubwürdig bleiben, Kirchenkabarettisten erst recht. Irgendwie soll zusammenpassen, was sie auf der Bühne sagen und wie sie sonst leben.

Wolfgang Wunderer

Aus: Das weißblaue Beffchen. (Rieke C. Harmsen) Die besten Sketche und Lieder des bayrischen Pfarrkabaretts. Claudius-Verlag, 158 Seiten, Broschur, DM 19,80, ISBN 3-532-62230-0 Pick It! Pick It! Pick It! Pick It! (vergriffen)